Empfindlichkeiten, das sind Zustände temporärer wie auch langfristiger Einrichtung. Störend sind sie immer nur für den, der sie feststellt und erleidet. Wer zum Schluss kommt: ‘der oder die da ist darin empfindlich’, oder ‘was bin ich heut empfindlich’, der hat bereits gelitten, dem ist etwas aufgefallen und zwar unangenehm.
So können zum Beispiel ein bestimmtes Gesprächsthema, ein bestimmtes Verhalten, oder auch bestimmte Sinneseindrücke empfindliche Reaktionen besorgen. Vielleicht steckt hinter der Überreaktion auch Berechnung, oder bloß mangelnde Variation des Ausdrucks, oder, oder… Man kann es nicht sagen, ob sie nun wirklich genau da und in diesem Bereich empfindlich ist, diese Person, oder nur aus anderen Gründen empfindlich reagiert. Oder aber: man selbst ist zu empfindlich. Ist die Empfindlichkeit des anderen nicht vielleicht der Spiegel meiner eigenen Überempfindlichkeit gegenüber dessen Befindlichkeit? Ja, sind wir nicht alle im Universum und überhaupt? Sind wir nicht schon ungeeignet und überfordert, die Welt auch nur des Allernächsten zu teilen, und muss das nicht heißen, dass wir zwangsläufig – im Scheitern um diese geteilte, eine, menschliche Welt am Ende unserer Existenz – nur die kümmerlich insuläre Erfahrung des Einzelnen mit ins Grab nehmen?
Und wer wollte mehr verlangen? Wie viel Mühe um die Birne soll zu Lebzeiten des Nachbarns ich mir machen müssen? Haben es die Sargträger nicht schwer genug? Soll hinter der wächsernen Stirn des Kaputten nicht eine, sondern gleich die ganze Welt vom Kühlraum bis ins dunkle Loch und auch? Wer sich da zu sehr einfühlt geht ja gleich mit hinunter, nein, nein.