Wo genau drückt denn der Schuh?

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Friedrichshain 3/15

Zorgan kam als Fremder in die Stadt. Seinen Platz unter den ansässigen Herren musste er sich hart erkämpfen. Nun aber kannte man ihn. Kam er ins Lokal, sah ihn das Servicepersonal und fragte verschüchtert: Herr Zorgan, wie immer? und Zorgan sagte stets: Wie immer. Da wussten alle bescheid.
So auch in dieser finsteren Nacht. Er setzte sich ins Schnitzelhaus und griff der massigen Bedienung ans Gesäß, ein Griff, fest und sicher, den er schon lange mit den Augen vorbereitet hatte. Vor Schreck fiel der bärtige Besitzer der liebkosten Backen hintüber, riss mit sich Tischtuch, Bier und Schnaps, und Zorgan legte sich dazu. Unterm Tisch und einer Decke wurden sie bald Herren ihrer Lage. Zu sieben Achtel unsichtbar gab nur Schuhwerk Ausweis ihrer blanken Freude, zuckte wild über die Eichendielen, bis ein andrer Esser schrie: “Sodom und Gomorrha!”, fragte aber offen, ehrlich (immerhin) wo denn nun sein Schnitzel bliebe.

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